Ende Oktober erreichte uns völlig überraschend und unerwartet die traurig – schockierende Nachricht vom Tod unseres Horst Bartholovitsch . Er war 74 Jahre alt und ein höchst verdientes und angesehenes LIA – Mitglied.
Seine Rudergeschichte hat als Jugendlicher bei der ELLIDA begonnen , er hat dort schon 1961 als österreichischer Jugendmeister im Vierer mit Steuermann (u.a. mit Hans Teindl) sein sportliches Talent unter Beweis gestellt. 1962 ist er gemeinsam mit einigen Ellidonen , wie Erich Chladek und Hans Teindl, zur LIA gewechselt. Dies war der Beginn einer großen Karriere, zunächst als Aktiver, dann als Trainer, Funktionär und Vorstandsmitglied.
Zwischen 1965 und 1970 wurde er 11mal Österreichischer Staatsmeister im Vierer ohne, Vierer mit und Achter. Die Mannschaft um ihn mit Erich Chladek, Michael Friehs, Otto Hawlicek, Norbert Hlobil, Hansi Raus, Heinz Ruth , Kurt Sandhäugl und Steuermann Peter Wetzstein ist legendär. Mit ihnen gab es EM – und WM – Teilnahmen von 1965 bis 1969, aber auch Seriensiege bei den damals bedeutenden internationalen Regatten z.B in Berlin, Passau, Ulm, Klagenfurt , Villach und Wien . Ja, diese österreichischen Regatten waren damals noch von internationaler Bedeutung. Nicht zu vergessen die Siege bei den prestigeträchtigen Wettbewerben Totoachter und Ruder – Drei – Länderkampf Österreich/Deutschland/Yugoslawien.
Unmittelbar nach Beendigung seiner aktiven Karriere und der Absolvierung der staatlichen Trainerausbildung stellte er sich fast 20 Jahre der LIA als Trainer für Jugend und Senioren zur Verfügung. Er hat mit seinen Teams zahlreiche nationale Meistertitel errungen. Einige seiner damaligen Schützlinge waren , um nur einige zu nennen, Andreas Altenhuber, Robert Böhm, Raimund Haberl, Stefan Hoffmann, Martin Huttarsch, Hans – Jörg Kaltenbrunner, Gerhard Klein, Stefan Kratzer, Gernot Mahr, Dietmar Mantler, Robert Mo sek, Walter Peichl, Christian Petrau, Roland Seitner, Erwin und Walter Zlabinger. Unter seiner Betreuung konnten sich Österreichische Nationalmannschaften mit etliche n LIAnese n für FISA – Meisterschaften qualifizieren, wie Match der Senioren und WM, z.B. Huttarsch, Hoffmann, Kratzer, Mantler, Peichl.
Seine größten Trainererfolge konnte er wohl mit mi r erzielen. Fast während meiner gesamten Senioren – Einer – Karriere hat er mich begleitet. Sein Trainingsprogramm war ideal für mich sowohl in der Theorie als auch in der Praxis. Aus heutiger Sicht waren wir ein perfektes Team , das konzentriert ein gemeinsames Ziel verfolgte. Ich habe voll auf ihn vertraut und mir keinerlei Gedanken über das Trainingsprogramm gemacht, hatte kein Interesse und somit auch keine Ahnung von Trainingstheorie und – grundlagen , sondern habeblindlings seine Vorgaben erfüllt. Horst war praktisch bei jedem Training dabei, ob bei Kraft, Laufen oder auf dem Wasser, um einen Fehler erst gar nicht aufkommen zu lassen und mich zu entsprechender Leistung anzuspornen. Einmal ist er dazu beim 1000er an der Alten Donau gestanden, um mich zu beobachten , das andere Mal hat er mich auf dem Fahrrad begleitet, um Schlag für Schlag zu kontrollieren oder Zeiten zu stoppen. Unsere Zusammenarbeit lief sehr ruhig und völlig konfliktfrei, e s bedurfte nicht viel er Worte zwischen uns , wir verstanden u ns auch so bestens und jeder wusste, was der andere wollte. Auch heute richte ich mein Training in groben Zügen immer noch nach seinen Ideen und Plänen aus.
Seine Leistungen und Verdienste für den Rudersport waren höchst anerkannt und dafür wurde n ihm natürlich entsprechend Ehrungen und Auszeichnungen zuteil, als Ehrenmitglied der LIA genauso wie durch die Verleihung der Goldenen Ehrennadel sowie des Goldenen Ehrenringes vom ÖRV. Ich glaube schon, dass er stolz darauf war, wenn gleich er es nicht so zeigte . Auch sonst scheute er eher das Rampenlicht und die großen Gesten, er hielt sich lieber im Hintergrund. Durch seine fachliche Kompetenz, seine Leistungen , seine Objektivität und seine ruhige, besonnene Art war er bei m ÖRV jedoch immer als Gesprächspartner gefragt , seine fachliche Meinung sehr willkommen und als Autorität akzeptiert und respektiert . So setzte er gemeinsam mit Hans Eckstein, Heinz Ruth, Anton Schuecker u.a.m. wesentliche Akzente im Rudersport, die Grundlage für viele Erfolge waren. Solche fachliche Diskussionen mit ÖRV – Offziellen und/oder mit in – und ausländischen Trainerkollegen konnten an Regattawochenenden schon einmal bis spät in die Nacht andauern.
Neben seiner Trainertätigkeit war er zwischen 1971 und 1981 LIA – Vorstandsmitglied, als Oberbootsmann war er für den Sport in unserem Club verantwortlich und hat als solcher , aber nicht zuletzt vor allem durch sein Vorbild einige LIAnesen zum Trainerjob animiert.
Um nicht einen falschen Eindruck zu erwecken, Horsts Interessen waren nicht nur sportlich orientiert, er war auch gesellschaftlich engagiert. So sei en z.B. seine Tarockrunden in der LIA er wähnt , an die sich seine langjährigen Partner , wie Andreas Altenhuber, Karl, Edwin und Dieter Boyer , Martin Huttarsch sowie Erwin und Walter Zlabing er gerne erinner (te) n. Er war es , der 1975 die Saunagemeinschaft ins Leben rief, die durch ihre finanziellen Beiträge der LIA den Bau ihre r Sauna ermöglicht hatte , die er auch selber gerne nutzte. Früher ganz regelmäßig und viel häufiger als in den letzte n mehr als 10 Jahren Jahren die Montag – Sauna , nachdem er seinen Lebensmittelpunkt nach Graz verlegt hatte.
Auch dort ist er seiner Ruderleidenschaft treu geblieben und hat sich im vor wenigen Jahren gegründeten R C Graz als Berater , als Vorstandsmitglied u nd , nicht überraschend, als Trainer verdient gemacht. Aber schon lange davor, nämlich 1989, ist er selbst wieder ruderisch aktiv geworden, nämlich als Mitglied der 11/8 Runde, die regelmäßig ihre Riemen im eigenen Achter ins Wasser der Neuen Donau tauchte, um danach bei dem einen oder anderen Bier in gemütlicher Runde mit Freunden zusammenzusitzen und zu plaudern. Diese Gruppe bestand aus Mitgliedern des ÖRV, die sich anlässlich des Falles des Eisernen Vorhanges auf eine Achterfahrt von Wien nach Pressburg begaben und ihre gemeinsamen Ausfahrten bis vor einigen Jahren gepflegt . 11 Ruderer (u.a. die LIAnesen Günter Faderbauer, Anton und Helmut Schuecker sowie Milan Bacanovic, Erwin Fuchs) und ein Achter, daher 11/8. Neben dem fallweisen Rudern hat Horst das Fahrrad wiederentdeckt, in den letzten Jahren aber etwas abwechslungsreicher als er es seinerzeit als Trainer beim auf und ab an der Alten Donau ausgeübt hatte.
Zu einem seiner liebsten Hobbies, dem Reisen, kam er während seiner Zeit als Ruderer und Trainer nicht so oft wie er es sich gewünscht hätte, umso mehr aber danach. Darüber hinaus hat er Fischen als neues Hobby entdeckt, ein Hobby, das sicher gut zu seiner eher introvertierten , zurückhaltenden und geduldigen Art und Lebenseinstellung gepasst hat. Nicht nur heimische Gewässer hat er befischt, er reiste dazu auch zu fernen Gewässern, ob ins Donaudelta, an den Nil oder sogar auf Hohe See.
Horst führte ein abwechslungsreiches und interessantes Leben , das stark dem Sport gewidmet war und das ihm viele Höhepunkte schenkte. Er gründete schon relativ früh mit seiner Frau Evi eine harmonische Familie mit 2 ganz reizenden Töchtern , Martina und Andrea. Leider ist Martina viel zu früh verstorben, ein Schicksalsschlag, welcher der Familie sehr zugesetzt hat. Zuletzt führte er ein beschauliches und zufriedenes Leben in Graz mit Gerda, einem gemütlichen Haus mit Garten und seinem dortigen Ruderclub.
Der LIA hat er aber nach wie vor die Treue gehalten, hat sie immer wieder besucht und sich für sie interessiert , zuletzt Ende September bei den Österreichischen Meisterschaften in Villach . Wir sind stolz, dass wir Horst als Mitglied hatten . Für die LIA, aber auch für den Österreichische n Rudersport hat Horst ganz viel geleistet. Mir selbst hat er über viele Jahre einen Großteil seiner Freizeit und Aufmerksamkeit geschenkt . Das habe ich damals als selbstverständlich hingenommen, viel zu wenig geschätzt und ihm kaum meine Dankbarkeit ausgedrückt. Jetzt erst ist mir das so richtig bewusst geworden und so rufe ich Horst wenigstens jetzt noch ein ganz großes „Danke für alles“ nach.
„Horst, Du wirst uns immer als eine fixe Größe im Rudersport , aber noch viel mehr als Mensch in Erinnerung bleiben.“
Unsere Gedanken gelten seiner Lebensgefährtin Gerda, seiner Tochter Andrea und seiner geschiedenen Frau Evi.