Die Idee beim Blauen Band vom Wörthersee zu starten, sitzt mir schon ein Jahr im Kopf. Meine Zeit bei Ister in Linz und die Tatsache, dass ich dort den Damenachter trainieren durfte – inklusive dem Start beim Blauen Band – hat mein Feuer für dieses Rennen entfacht.
Also startete ich schon ganz früh in diesem Jahr die Initiative und schlug in meinem neuen Ruderclub vor bei dieser Regatta zu starten. Der Wiener Achter war ja schon ein guter Schritt in diese Richtung. Den bestritten wir als Renngemeinschaft mit der Ister Linz – denn da waren wir noch nicht zu acht.
Für das „blaue Band“ sollte es eine Mannschaft des Ruderclubs Graz sein. Die Werbetrommel wurde gerührt und im Nu waren wir zu Acht. Anne, Herbert, Thomas, Margarete, Uschi, Heidi, Martin und ich wollten bei diesem Rennen starten. Offen blieb die Frage des Bootes und des Steuermanns, der Steuerfrau.
Auf der Bootsfront hatten wir gleich mehrere Themen zu klären. Welches Boot können wir ausborgen, wie können wir darin trainieren und wie können wir es transportieren, waren die Fragen die uns im Kopf herum gingen.
Um das Anhänger fahren zu lernen organisierte ich ein Anhängertraining mit der Fahrschule Roadstar, die Ihren Sitz bei mir im Haus hat. So lernten Herbert, Dako und ich wie man das lange Ungetüm ziehen kann. Am Trainingsplatz der Fahrschule wurde klar, zurückschieben ist deutlich schwerer als man auf den ersten Blick vermuten würde. Mit dem Anhänger zu fahren konnten wir uns alle drei nach dem Fahrtraining aber durchaus vorstellen. Erstes Thema also gelöst.
Die zweite challenge war die Frage des Bootes. Uschi und ich haben schon bei der Regatta in Mondsee mit dem Franz vom Ruderclub Mondsee gesprochen und er sagte zu, dass wir den Achter von Ihnen ausborgen können. Jedoch Graz – Mondsee – Wörthersee und Zurück: eine Weltreise und schon löste sich diese Option in Luft auf. Letztlich war die Anfrage von Uschi bei der Lia in Wien erfolgreich und wir freuten uns sehr ob der Zusage für Boot als auch Übernahme des Transportes. Problem zwei also auch gelöst.
Im Team entwickelte sich auch einiges. Anne nahm zu unserem Glück die Zügel in die Hand, schrieb einen Trainingsplan und motivierte uns alle zu einem Trainingscommitment. Der Plan war tough, sah dreimal in der Woche Training vor mit Technik und Ausdauereinheiten – so begann ein Prozess, der uns zu einem Team formte.
Die Technik und das synchrone Rudern verbesserte sich laufend, wir hatten auch großen Spaß sowie Muskelkater, Blasen, und Schweiß dabei. Da wir alle einen anspruchsvollen Job haben, starteten wir manchmal sehr früh. 5:45 begann mitunter das Training und die Schlafmützen unter uns durften Ihre Hartnäckigkeit für das „Blaue Band“ prüfen. Auch mein Tagesrhythmus kam gehörig durcheinander, weil früher schlafen ging ich ja dann doch nicht. Daher habe ich dann zuweilen Schlaf nach der Arbeit durch einen Powernap nachgeholt.
Der Regattatermin kam näher, wir wurden deutlich besser, die Spannung und Synchronizität stiegen. Ich kümmerte mich um das Organisatorische. Heidi legte die Verbindung nach Kärnten, damit wir eine ortskundige Steuerfrau bekommen konnten.
Wir trafen uns am Freitag vor Ort in Velden, um das Boot der LIA in Empfang zu nehmen und aufzuriggern. Auf der Promenade herrschte reges Treiben aller teilnehmenden Vereine – wir mittendrin. Wir waren vor Ort – wir haben ein Boot – wir sind acht und fit. Morgen würden wir beim „Blauen Band“ starten.
Heidis Eltern und Martin, Annes’s Freund, unterstützten uns moralisch als auch bei der notwendigen Logistik. Am Tag des Rennens gingen wir um 8:00 aufs Wasser, um das erste Mal gemeinsam im Achter zu fahren und uns auf das Boot einzustellen. Alles lief sehr gut, wir hatten gute Bedingungen und übten den Start in der Gesamtbesetzung. Das sollte sich als positiv herausstellen, da der Start nicht fliegend ausgetragen wurde. Um 11:00 war es dann so weit: mit der Startnummer 3 begannen wir das Rennen und es lief recht gut von Anfang an. Anne schlug einen ruhigen kräftigen Schlag und wir gaben uns Mühe sie nicht anzutreiben. Steuerfrau Marilena motivierte uns durchgehend und hielt uns die Karotte vor die Nase: “Ich sehe schon die Kirche von Maria Wörth“. Als sie das sagte waren wir aber noch mehrere Kilometer davon entfernt. Einige Boote überholten uns in einem Tempo, bei dem wir glaubten zu stehen. Wir nahmen es sportlich. Die zwei vor uns gestarteten Mannschaften wurden von uns überholt, was uns für die letzten Kilometer beflügelte. Im Ziel angekommen wechselte die Anspannung in große Freude und Erleichterung! Die Idee war Geschichte, wir haben das Blaue Band gemeistert.
In diesem Rennen fuhr Michael Helbig in einer Renngemeinschaft mit Wiener Vereinen, die das Rennen in 0:58:00.41 gewann. Wir erruderten uns den zweiten Platz in der allgemeinen Mix Klasse mit 1:10:06.39, das war der elfte Gesamtrang. Den Nachmittag genossen wir bei Schweinsbraten, reichlich Bier und dem ausgezeichneten Kuchenbuffet des RV Albatros. Wir tauschten uns mit den anderen Ruderkollegen und Kolleginnen aus, wie es ihnen im Rennen ergangen ist. Wir hatten einen wunderbaren Badenachmittag am Wörthersee. Leider haben wir es diesmal nicht zu einem gemeinsamen Abendprogramm geschafft. Der Abend klang für mich bei meinen Freunden von der Ister im Maria Loretto Fischrestaurant aus.
Ich freue mich auf den Achter in 2019. Auf meine Frage zurück zu kommen. In Graz braucht man nur acht Leute, um einen Achter zu fahren. Alle im Team waren vom Anfang an dabei und hielten bis zur Ziellinie durch. Gratulation der ganzen Mannschafft.